💭 Stecken wir in einer Blase? Drei Perspektiven auf die aktuelle Börseneuphorie – und was du machen kannst. Blog-Beitrag von Edda vom 7. November 2025

An den Börsen herrscht Rekordstimmung – aber auch Nervosität. Zwischen KI-Fantasien, Spekulationskrediten und sprunghaften Bewegungen Gold stellen sich viele Fragen: Wie stabil ist das Fundament dieser Rallye? Hier drei der vielen Perspektiven auf das Thema.

1. Michael Burry warnt: „KI ist das neue Dotcom“

Finanzpornografie oder realistische Einschätzung? Michael Burry, bekannt durch seine legendäre Wette gegen den US-Immobilienmarkt 2008 („The Big Short“), sieht Parallelen zur Dotcom-Blase. Seine jüngste Aktion: Put-Optionen im dreistelligen Millionenbereich gegen Nvidia und Palantir. Seine Begründung? Enorme Investitionen in KI-Infrastruktur, aber fragliche reale Nachfrage. Er sieht in den derzeitigen Bewertungen eine Mischung aus Hoffnung, Übertreibung und „FOMO“ – Fear of Missing Out. Die KI-Rallye steht für ihn auf wackeligen Beinen.

Wir zitieren Burry stellvertretend für etliche Auguren eines nahenden Crash. Ein Dilemma wird allein beim Aufschreiben dieser Aussagen klar: Einerseits: Wer jeden Tag den großen Crash einkalkuliert, verpasst die Aufwärtsphasen. Andererseits: ein Crash wird kommen.

Nachtrag zu Burry: „Ich möchte nicht ausschlieĂźen, dass er damit irgendwann auch mal richtig liegt“. Finanzfluss hat seine Tweets in den Kurs des MSCI World eingebaut. Wir haben es bei Michael Schmidt-Ott auf Linkedin gefunden.

2. Pip Glöckner: Spekulationskredite auf Rekordniveau

Tech-Analyst Pip Glöckner hat die aktuellen Margin Loans unter die Lupe genommen – also die Kredite, die Privatpersonen aufnehmen, um auf Pump an der Börse zu zocken. Ăśber 500 Milliarden US-Dollar sind es aktuell in den USA. Historisch ein klarer Indikator fĂĽr Blasenbildung.

Er beschreibt ein gefährliches Marktumfeld: Immer mehr Privatanleger – besonders über Apps wie Robinhood – spekulieren mit Hebel. Weniger als 10 Prozent der Assets in der App sind für die Altersvorsorge gedacht. Der Rest? Zocken mit Leverage – teils bis zum Fünffachen.

Wenn Kurse nur leicht fallen, beginnt der Teufelskreis: Nachschusspflichten, Zwangsverkäufe, Flash-Crashes. Ein Mini-Crash könnte reichen, um eine Kettenreaktion auszulösen. Wer auf Pump investiert, spielt auf Zeit – mit wenig Luft nach unten.

Eine gesunde Korrektur von 10-15 Prozent wäre in diesem Umfeld fast beruhigend. Gefährlich wird es, wenn daraus mehr wird. Ab 20 Prozent sprechen wir von einem Crash.

đź”— Die Zahlen und Pips Text dazu gibt es auf seiner Website: https://doppelgaenger.beehiiv.com/p/kw43-zocken-auf-pump
Wer mehr Einordnungen und Ideen von ihm möchte: Doppelgänger Podcast

 3. Gold ist nervös – und das ist kein gutes Zeichen

Selbst als stabil geltende Assets wie Gold zeigen ungewöhnlich hohe Volatilität. Der CBOE Gold Volatility Index (GVZ) erreichte kürzlich Werte, die eher zu spekulativen Tech-Aktien passen würden.

Warum ist das wichtig? Gold gilt oft als sicherer Hafen. Wenn selbst hier die Schwankungen zunehmen, ist das ein Symptom für nervöse Märkte insgesamt. Es erinnert daran, dass „Stabilität“ aktuell kein verlässlicher Begriff ist – selbst nicht bei den Klassikern.

Fazit: Was kannst du jetzt tun?

Blasen kommen immer wieder – das ist keine Panikmache, sondern Börsengeschichte. Ob Tulpen in Amsterdam, Internetaktien um die Jahrtausendwende oder Immobilienkredite 2008 – die Zutaten ähneln sich: zu viel Optimismus, zu viel fremdes Geld, zu wenig Fundament.

Was kannst du also tun?

 1. PrĂĽfe deine Diversifikation – ehrlich.

Gibt es Klumpen in deinem Depot? Bist du stark in Tech oder einem einzelnen Land investiert, vielleicht ohne es richtig zu merken? Nimm dir Zeit fĂĽr einen Blick auf die Aufteilung nach Branchen, Regionen und Themen.

đź’ˇ Tipp: Nachlegen in dem, was du weniger hast, statt verkaufen, hilft dir, wieder in Balance zu kommen.

 2. Wenn du nach der Strategie „Prognosefrei investieren“ lebst: Nicht anfassen.

Du hast ein gut gestreutes ETF-Portfolio, weltweit investiert, regelmäßig bespart? Dann gilt: Finger weg. Wer seine Allokation klug gewählt hat, muss sie in Blasenzeiten nicht anpassen – das gehört zur Strategie.

3. Wenn du taktisch unterwegs bist – bitte mit Bedacht.

Du hast ein paar Satelliten, mit denen du taktischer und risikobereiter investierst? Dann ĂĽberlege gut, wie du mit dem aktuellen Umfeld umgehst:

Die Burry-Strategie mit Put-Optionen klingt verlockend – gegen fallende Kurse wetten, wenn alle euphorisch sind. Aber:

  • Optionen sind teuer, vor allem in ĂĽberhitzten Märkten. Die Prämien fressen dich auf, wenn die Korrektur nicht bald kommt. Dem Vernehmen nach sind solche Strategien der Grund, warum sich z.B. die Fonds von Dirk MĂĽller so schlecht entwickeln.
  • Optionen sind komplex. Timing, Volatilität, Stillhalterpositionen – das will gelernt sein.

4. Eine pragmatische Idee: Trailing Stopps setzen

Hast du Einzelwerte oder Themen-ETFs, die sich extrem gut entwickelt haben? Dann kannst du ĂĽber Trailing Stopps nachdenken – also automatische Verkaufsmarken, die dem Kurs folgen.

Beispiel: Du setzt den Stopp 15 % unter dem aktuellen Höchstkurs. Steigt die Aktie weiter, wandert der Stopp mit. Fällt sie, wird verkauft. So sicherst du Gewinne nach unten ab, ohne zu früh auszusteigen.

Wir haben das Thema im vergangenen Monat schon einmal vertieft – schau gerne noch mal rein (🔗 Blog-Beitrag von Edda vom September 2025).

đź’ˇ Tipp: Wenn du ihn noch nicht kennst: „The Big Short“ mit Michael Burry schauen lohnt sich.


Langfristig wirst du Blasen nicht timen, aber überstehen – mit guter Diversifikation, kühlem Kopf und kluger Strategie. 💬 Welche dieser Strategien nutzt du für dein Depot?

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